Das ist zumindest der Eindruck, der durch den Hype des Journalings heute vermittelt wird. Aber stimmt das wirklich?
Die Grenzen zwischen Tagebuch schreiben und Journaling sind wohl fließend. Trotzdem habe beide Techniken für mich eine unterschiedliche Intension. Ich war nie ein Tagebuchschreiber, ich gehöre nicht zu den Menschen, die eine Reihe Tagebücher im Regal stehen haben und ihr ganzes Leben nachlesen können. In Zeiten, in denen es bei mir emotional hoch her ging, habe ich schon immer zu Papier und Stift gegriffen, weil ich sonst im wahrsten Sinne des Wortes durchgedreht wäre ;). Ich musste mir diese Dinge einfach von der Seele schreiben. War das nun ein Tagebuch oder schon ein Journal?
Wichtig ist doch nur, dass uns das Schreiben gut tut. Egal, ob wir es nun Tagebuch oder Journal nennen. Wenn Du regelmäßig zu Stift und Papier greifst, tust Du auf jeden Fall sehr viel für Deine innere Klarheit und um Dich wieder zu zentrieren. Das ist super. Sobald ich anfange zu schreiben, bin ich genau bei dieser einen Sache. Es ist für mich meditativ, ich muss dabei nicht mein Gedankenchaos versuchen zu kontrollieren, es fließt – oder besser es schreibt – aus mir heraus. Als ich das verstanden habe, ist mir klar geworden, welchen Schatz dieses Schreiben birgt, die Worte fließen direkt vom Herzen in die Hand auf das Papier. Mir werden beim Schreiben Dinge bewusst, ich fange an, einen roten Faden an meiner Geschichte zu finden. Erkenntnisse werden mir zuteil.
Es ist tatsächlich wie Magie!
Wo liegt denn nun der Unterschied?
Das Tagebuch ist für mich eher etwas, um einen Tag oder etwas Revue passieren zu lassen. Vielleicht auch eine Form, die Gedanken zu sortieren, den Tag abzuschießen. Das kann ein sehr schönes Ritual sein. Mein „Tagebuch“ habe ich im letzten Jahr gefunden: Some lines a day – das ist ein 5 Jahres-Tagebuch. Du hast pro Tag ca. 5 Zeilen Platz, was für mich total perfekt ist, um die Essenz des Tages festzuhalten, aber keine große Story daraus zu machen. Das wirklich Schöne beginnt nach einem Jahr. Eine Seite steht immer für einen Kalendertag. Auf dieser Seite sind 5 Zeilen – jede Zeile steht für 1 Jahr. Pro Zeile hast Du Platz für „some lines“. So kannst Du jedes Jahr sehen, wie der Tag ein Jahr zuvor war. Ich habe mich schon einige Male gefreut zu lesen, was ich vor einem Jahr getan habe. Und es begegnen mir auch Themen, die ein Jahr später auch noch nicht gelöst sind, da gilt es dann noch mal hinzuschauen.
Beim Journaling geht es tiefer. Es geht um Reflexion, darum, sich-selbst-bewusst zu werden. Beim Journaling schreibst Du nicht nur Deine Geschichte auf, Du schaust dahinter. Welche Gefühle sind damit verbunden, welche Glaubenssätze kommen hoch, welche Blockaden kannst Du spüren? Diese Erkenntnisse bekommst Du natürlich nicht sofort, wenn Du anfängst zu schreiben. Wichtig ist hier, dass Du Dir ausreichend Zeit nimmst, Dich dem Schreibfluss hingibst und wirklich aus dem Herzen schreibst. Das Prinzip ist ähnlich wie bei den Morgenseiten, außer dass Du beim Journaling eine klare Absicht verfolgst. Wir alle haben im Leben Themen, die uns stark beeinflussen, wo wir hinschauen müssen, um uns selbst auf die Schliche zu kommen. Nutze die Technik des Journalings dafür, es lohnt sich. Es ist für alle Bereiche geeignet, ob nun privat, für Dein Business oder für Dein Wohlbefinden. Und es ist eine wunderbare Möglichkeit, Dich auf die positiven Dinge in Deinem Leben zu fokussieren und das Gedankenkarussell aus der Negativspirale zu befreien.
Du kannst dabei zum Beispiel mit der Fragetechnik arbeiten und dann in dich hinein spüren und aufschreiben, was Du wahrnimmst. Du kannst Dir ganz bewusst die positiven Aspekte Deines Lebens in Erinnerung rufen. Wie leicht vergessen wir das Gute, das bereits in unserem Leben ist, wenn wir einer Herausforderung gegenüber stehen! Mögliche Fragen können sein:
Wofür bin ich heute dankbar? Eine Frage, die Du Dir am besten jeden Tag beantwortest!
Was möchte ich heute erreichen? Programmiere Dein Unterbewusstsein gleich morgens.
Und für abends: Warum habe ich xy heute nicht erreicht? Welche Gefühle hast Du bei diesem Gedanken, was hat Dich abgehalten? Kannst Du spüren, was Dich blockiert? Schreibe es auf.
Das sind nur ein paar wenige Beispiele. Es wird noch weitere Beiträge zum Journaling geben. Hier sollte es nur um einen Einblick geben, was der Unterschied zwischen Tagebuch schreiben und Journaling ist.
Schreibst Du Tagebuch oder machst Du Journaling? Ich freue mich auf Deinen Kommentar und Deine Anregungen.